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Schlechte Sprüche

Was sind eigentlich gute, was schlechte Sprüche? Zum Teil liegt das im Auge des Betrachters. Generell könnte man sagen: Gute Sprüche sind solche, die viele Menschen begeistern und ansprechen. Man kann sich mit ihnen identifizieren oder fühlt, dass ihre Aussage Wahrheit und Witz enthält. Schlechte Sprüche können

  • geschmacklos
  • sinnlos
  • pervers
  • dumm
  • oder frech

sein. Das bedeutet aber keineswegs, dass sie nicht in gewissen Subkulturen als gute Sprüche gelten können. Was Erwachsene als geschmacklos abtun, ist für Kids oft eine erstklassige Provokation. Man testet seine Grenzen aus und wagt bewusste Grenzüberschreitungen.

Schlechte Sprüche


Ich back mir nen Kakao.


Keine schlechten Kommentare.
Eltern haften für ihre Eltern. Äh… Kinder haften für Eltern.


Manche Deutschen sind noch rassistisch:
Einen weißen Bären feiern Sie, während Sie einen braunen erschießen!



Rollt ein Ball um die Ecke und fällt um.


Wer früher stirbt ist länger tot.


Die Sonne scheint, die Mücken zwicken, hohes Gras und nichts zu …..
lesen!


Ich piss dir Schramme ans Knie.


Ich hau dir die Kartoffel vom Kopf.


Jetzt geh‘ ich in
den Birkenwald,
denn meine Pillen
wirken bald


Ich sitz im Schlauchboot und hol mir einen runter, ich muß mich beeilen denn das Schlauchboot geht unter.


Guter Spruch, schlechter Spruch

Wenn man in einer Suchmaschine im Internet nachschaut, entdeckt man jede Menge übler Whatsapp-Sprüche. Außerdem finden sich diverse Witzforen, in denen auch die Kategorie „Sprüche“ mit abgehandelt wird. Miese Witze und schlechte Sprüche zu sammeln, scheint in einem gewissen Alter ein Hobby zu sein. Oft wird erklärend gesagt, manche Sprüche seien so schlecht, dass sie schon wieder gut sind. Schlechte Sprüche können beispielsweise dadurch gekennzeichnet sein, dass sie

  • Fäkalien als Handelnde einsetzen
  • komplett absurde Handlungsabläufe kolportieren
  • an Sinnentleertheit nicht zu übertrumpfen sind
  • Unpassendes miteinander kombinieren
  • oder Geschmacksgrenzen ignorieren.

Das regt zumindest Jugendliche zum Lachen an. Doch Sinn für Unsinn zu haben, ist gar nicht so falsch. Wer über Absurditäten in schlechten Witzen lachen kann, nimmt vielleicht auch die Absurditäten des täglichen Lebens nicht ganz so bierernst.

Der Lacher steckt noch im Halse

Viele Eltern können schlechten Witzen nichts abgewinnen. Ihre Moralvorstellungen sind bereits jenseits aller kindlichen Vergnügungen angekommen. Doch Jugendliche sind noch nicht fertig sozialisiert. Sie wehren sich gegen die zunehmende Vereinnahmung und Programmierung auf ihre Weise. Sie erfinden beispielsweise eine Jugendsprache, hören Rap-Musik und erzählen sich schlechte Witze, um eine eigene Identität zu finden. Man sollte aber auch nicht vergessen, dass gelegentlich im Kreise von erwachsenen Männern schlechte Witze erzählt werden. Wenn es bei einem Witz und einem miesen Spruch bleibt und der Kontext passt, mag es ja noch angehen. Ansonsten sind schlechte Witze am Fließband das geeignete Mittel, um eine gemütliche Runde in Bälde aufzulösen. Ähnliches gilt für schlechte Sprüche. In einem gewissen Alter werden sie peinlich. Daher finden manche Menschen es auch peinlich, wie der alternde Udo Lindenberg sich immer noch in allzu jugendlicher Sprache übt. Bei ihm wirken die coolen Sprüche, die einst die Jugend begeistert haben, mittlerweile wie eine unpassende Attitüde. In diesem Sinne sind Udos Sprüche für manchen auch schlechte Sprüche.

Was sagt der Volkskundler dazu?

Der Weg vom Bibelspruch zum Sprichwort bis hin zum schlechten oder dummen Spruch wird in Forschungsvorhaben nachgezeichnet. Daraus ergibt sich, dass Sprache lebendig ist. Sie erneuert sich beständig. Sie wandelt sich je nach Bildungsstand, Jargon und Subkultur, um eigene Identitäten zu markieren. Neue Worte und Sprüche kennzeichnen den herrschenden Zeitgeist. Eine Sammlung schlechter Sprüche sagt etwas über die Interessen der Jugend aus, aber auch über den Gebrauch der Sprache an sich. Absurderweise sind viele schlechte Sprüche durchaus von Intelligenz getragen. Sie verwenden Fachbegriffe in absurden Kontexten oder erschaffen neue Wortkreationen. Insofern können auch schlechte Sprüche zum Forschungsgegenstand werden. Sprüche kamen bereits in der Bibel vor. Es handelt sich meist um kurze, leicht zu merkende Zeilen. Diese können gelegentlich auch gereimt sein. Sinnsprüche, Sprichworte und geflügelte Worte schreibt man oft bedeutenden Autoren zu. Teilweise stammen sie aus Gedichten oder Theaterstücken. Schlechte Sprüche haben meistens eine ungeklärte Autorenschaft. Im Grunde ist der schlechte Spruch der sprachliche Gegenpart zum Sinnspruch. Moderne Spruchweisheiten haben allerdings ein schnelleres Verfallsdatum.