Cartoons sind die kleinen Fröhlichmacher im täglichen Leben. Ein Blick auf die witzige Zeichnung mit einer originellen Pointe – schon kann sich ein grauer Büroalltag in einen angenehmen Zustand verwandeln. Cartoons sind in jeder Zeitung zu finden, es gibt sie als Bücher, auf CD oder zum Versenden im Internet. Das mit leichter Künstlerhand hingeworfene Bild will gar nicht erst als Kunstwerk gewürdigt werden, sondern schnell seinen Witz entfalten. Der Begriff „Cartoon“ leitet sich von seiner schnellen Verfügbarkeit ab. Im Modeland Frankreich wurden Entwürfe für Textilien meist auf Karton gezeichnet, damit sie als Vorlage am Nähtisch oder beim Stecken gut einsetzbar waren. Der Cartoon hat bis heute den optischen Charakter eines Entwurfs behalten.
Sind Cartoons Kunst?
Von der Karikatur unterscheidet sich der Cartoon allerdings, indem er seine Protagonisten den Inhalten anpasst, während bei der Karikatur Personen für Inhalte stehen. Damit hat der Cartoon die Wirkungsbreite von Witzen erheblich vergrößert. Denn mit der kurzen und treffenden Skizzierung des Umfelds eines Witzes lassen sich auch Themen, die ansonsten einen erhöhten Erklärungsbedarf haben, schnell erfassen. Der Witz gelangt so trotzdem schnell zur Pointe. Nichts ist für einen Witz „tödlicher“ als eine umständliche Einführung oder lange Erklärungen. Deswegen werden im Wortwitz gern Standards verwendet, die jeder kennt und sofort zuordnen kann. Der Cartoon schafft diese Standards durch Visualisierungen, die mit einem Blick das Typische einer Situation aufzeigen. Oft genug trägt die grafische Umsetzung erheblich dazu bei, dass der Sinn des Witzes auch wirklich offenbar wird. Bei Wortspielereien wird immer ein Rahmen benötigt, innerhalb dessen die verschiedenen Bedeutungen eines Begriffs ausgekostet werden können. Der Cartoon schafft diesen Rahmen auf optische Weise und kann deshalb sofort und ohne Umwege zum zündenden Gag übergehen.
Cartoons für alle Lebenslagen
Mit seiner präzisen Optik ist der Cartoon natürlich für jede Situation geeignet und kann deren Komik schnell herausarbeiten. Cartoons gibt es deshalb für alle Lebensbereiche und auch für Themen, die eher etwas abseits liegen. Je konkreter die Situation, desto höher die Schlagkraft eines Cartoons – das ist sein unbedingter Vorteil gegenüber allen anderen Arten, einen Gag zu landen
Trotzdem gibt es natürlich bevorzugte Bereiche für Cartoons wie
- die Missverständnisse zwischen Männern und Frauen
- Witze über Sex
- politische Witze
- oder Erziehngsfragen
Schon diese wenigen Beispiele zeigen, dass sich Cartoons besonders gern komplizierter Zusammenhänge annehmen, die sie in der Vereinigung von grafischer Darstellung und Wortwitz trotzdem in eine einfache und schlagende Pointe verwandeln können. Auf diese Weise treten bestimmte Charakteristika eines Witzes doppelt wirkungsvoll hervor, wie z.B. Vorurteile, der Status der handelnden Personen oder die Beziehung zu Werten, die dem Thema des Witzes eigentlich konträr gegenüberstehen.
Cartoons sind eigentlich kleine Geschichten
Mit dieser Fülle an Gestaltungskraft bilden Cartoons nicht nur eine konkrete Situation ab, sondern schaffen es auch, Hintergründe sichtbar zu machen oder auf Entwicklungen hinzuweisen, die zu der dargestellten Situation geführt haben. Sie stellen die Abbildung in einen Zusammenhang mit dem, was vorher war, oder was als unausweichliche Folge des Ereignisses sein wird. Deswegen eignen sie sich auch hervorragend für kleine Bildgeschichten, die sich in der Wirkung sogar steigern können. Aber ein guter Cartoon ist immer auch eine kleine Geschichte für sich. Durch die skizzenhafte Gestaltung wird die Assoziationsbereitschaft der Betrachter gefördert. Der Cartoon nutzt dazu nicht nur die Kenntnis bestehender Symboliken, sondern schafft auch durch die eigene Gestaltung weitere Sinnzusammenhänge.