Schriften und Erzählungen, die zur Belustigung eines Publikums dienen sollen, existieren schon seit langer Zeit. Und im Laufe der Menschheitsgeschichte entwickelten sich aus humorvollen Anekdoten oder lustigen Begebenheiten kurze, scherzhafte Storys, die letztendlich zum heute bekannten Witz wurden. Auch diverse Vorurteile gegenüber bestimmten Volksgruppen trugen zur Entwicklung des erzählenden Witzes bei. Humor spielt eine große Rolle im gesellschaftlichen Leben, er ist wichtiger Bestandteil des menschlichen Beisammenseins. Und lustige Witze in schriftlicher Form oder als Vortrag sind ein ideales Mittel, um Stimmungen bei Gesellschaften aufzulockern und ein Publikum zu erheitern.

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Witze werden heutzutage nicht nur erzählt, sie finden sich außerdem in schriftlicher Form auch auf Plattformen sozialer Medien im Internet sowie in Zeitschriften und anderen Printmedien. Witze können in unterschiedliche Kategorien eingeordnet und diversen Typen zugewiesen werden. Sie folgen bestimmten Schemata und werden in Genres eingeteilt. Besonders bekannt sind die sogenannten Dummenwitze, wobei hier eine bestimmte Volksgruppe oder Minderheit verspottet wird. Zu den Witze-Kategorien gehören außerdem auch das Anglerlatein, Scherzfragen und Zoten. Neue Formen von erzählenden Gags stellen die „Deine-Mutter-Witze“ (oder Deine-Mudder-Witze) und „Chuck-Norris-Witze“ dar, welche vorrangig bei jüngeren Generationen Bekanntheit genießen und sehr beliebt sind.
Definition eines Witzes
Unter dem Begriff „Witze“ sind fiktive Geschichten, welche auf eine bestimmte Art strukturiert sind und in gesprochener oder geschriebener Form dargestellt werden, zusammengefasst. Bezeichnend für einen Witz ist die Pointe, welche den jeweiligen Zuhörer oder auch Leser zum Lachen oder Schmunzeln bringen soll.
Seit dem 19. Jahrhundert wird unter dem Begriff „Witz“ eine lustige Erzählung verstanden.
Davor wurde dem Wort, welches seinen Ursprung im der indogermanischen Sprache hat, die Bedeutung der Denkkraft oder die der geistigen Schaffenskunst zugesprochen.
Als Witz gelten auch Scherze und Gags, der Begriff „Ulk“, also Schabernack oder Unfug, ist nahe mit diesen Begriffen verwandt.
Aufbau von Witzen
Ein Witz wird in bestimmte Teilaspekte gesplittet, dies liegt der klassischen Rhetorik zugrunde.
Die Einleitung, auch Exordium genannt, dient dem Erlangen der Aufmerksamkeit des Publikums. Hierbei spielt auch die Darstellung des Textes oder der Geschichte als Witz eine Rolle.
Die darauf folgende Darlegung oder Exposito dient der Vorstellung der Situation sowie der Charaktere und Figuren. Es wird zudem die weitere Rahmenhandlung bestimmt.
Ein Handeln der Figuren und Möglichkeiten zur Interpretation wird durch die Complicatio geboten. Es stellt sich dabei stets eine einzige Entwicklungsrichtung der Geschichte dar, wobei sich unmerklich noch eine zweite Möglichkeit bietet.
Die Pointe stellt das überraschende Ende der Erzählung dar, der in der Complicatio zu findende Doppelsinn wird aufgedeckt und soll letztendlich eine Erheiterung hervorrufen.
Die Einleitung, die Darstellung und die Complicatio sind wesentliche Bestandteile des Witzes, die Pointe stellt den Kern dar. Die Pointe steht stets am Ende einer Erzählung, da darauf Folgendes keinerlei Sinn hätte.
- Einleitung
- Darlegung/Darstellung
- Complicatio
- Pointe
Entstehung des Witzes
Die Entstehung des ersten Witzes ist nicht genau nachzuvollziehen. Überliefert wurden jedoch Gedanken und Theorien bekannter Philosophen der Antike wie Platon. Der Grieche gilt als bedeutender Theoretiker des Humors und stellte diesen in seinen Schriften als Resultat widersprüchlicher Gefühle gegenüber dem Lächerlichen dar. Auch Aristoteles und Cicero beschäftigten sich mit der Thematik des Witzes.
Durch den bekannten Philosophen der Aufklärung, Immanuel Kant, und seine Schüler begann in der Forschung über das menschliche Humorverständnis eine neue Ära, welche schließlich in den Theorien Sigmund Freuds mündete. Der Psychologe beleuchtete das Phänomen der Witzes von der psychoanalytischen Seite und trug durch seine Forschungen viel zum Verständnis des menschlichen Humors bei.
Auch heute noch wird der Witz in mehreren Wissenschaften erforscht. Volkskundler, Psychoanalytiker und Sprachwissenschaftler befassen sich mit humorvollen Erzählungen, dem Verständnis dafür und mit der Wirkung von Witzen auf das menschliche Bewusstsein.
Entwicklung von Witzen
Witze entwickeln sich häufig aus bestehenden Vorurteilen gegenüber fremden Kulturen oder verfeindeten Volksgruppen sowie Minderheiten, wie beispielsweise Ostfriesenwitze. Dieser Witz-Typus wird unter der Kategorie der „Dummenwitze“ zusammengefasst. Weiterhin bieten Wortspiele und Sprachbarrieren sowie lustige Begebenheiten eine Basis für die Entstehung eines Witzes. Zudem sind gesellschaftliche Tabus häufig Thema von Witzen mit anstößigem Charakter. Besonders bekannt sind außerdem Wortwitze, bei welchen die Bedeutung ähnlicher Wörter oder ihre Beziehung zueinander die Basis für eine Pointe bilden.
Jedes Zeitalter der Menschheit, jede Ära und jedes Jahrzehnt hat sein ganz eigenes Verständnis für Humor und dementsprechend können auch Witze aufgrund ihrer Beliebtheit bestimmten Zeiten zugeordnet werden. Während einige Jahrzehnte eine Beliebtheit von Witzen mit unschuldigem Humor vorweisen, sind die humorvollen Vorstellungen anderer Jahrzehnte von politisch angehauchten Verspottungen geprägt. Aus bestimmten Witze-Kategorien entwickelten sich zudem weitere Witze-Gruppen und häufig ändern sich nicht die Inhalte, sondern die Figuren, damit ein Bezug zur Gegenwart besteht. Genres und Subgenres moderner Witze sind oftmals Resultate aus humorvollen Erzählungen der Vergangenheit.
Witz-Typen
Humorvolle Erzählungen können in verschiedene Typen eingeteilt und mehreren Gruppierungen zugeordnet werden. Hierbei wird grob zwischen dem Aufbau und dem Inhalt unterschieden.
Witztypen – Klassifizierung nach dem Aufbau
- Kalauer
- Zote
- Scherzfrage
- Verwechslungswitz
- Antiwitz
Der Kalauer ist ein Wortspiel aus zumeist zwei Worten, welche sich im Klang ähneln oder in gleicher Schreibweise vorkommen. Der Kalauer wird häufig auch als flacher oder platter Witz bezeichnet. Dies liegt der geringen Lustigkeit zugrunde, welche manchmal auch durch Ironie im Witz selbst verwendet wird. Über die Herkunft des Kalauers wurden einige Theorien verbreitet. Behauptungen zu Folge stammt der Begriff aus der Stadt Calau, in welcher eine satirische Zeitschrift gegründet wurde. Weiterhin wird erzählt, das Wort Kalauer sei eine Ableitung des Namens eines Apothekers, Calemberg, welcher in Paris lebte und nur sehr schlecht die Landessprache beherrschte. Aufgrund seiner mangelnden Französischkenntnisse soll es häufig zu Unstimmigkeiten und Missverständnissen gekommen sein.
In Deutschland zählt Heinz Erhardt zu den bekanntesten Unterhaltungskünstlern, die Kalauer zum Besten gaben.
Die Zote beschreibt einen anzüglichen, anstößigen Witz, welcher häufig auf Sexuelles anspielt oder einen derben, obszönen Inhalt vorweist. Erstmals wurde diese Witze-Kategorie von Sigmund Freud definiert. Der Begriff „Zote“ leitet sich Behauptungen zu Folge vom französischen Wort „sotte“ ab, welches ein Narrenspiel bezeichnet. Als möglicher Ursprung wird auch das Wort „Zotte“, welches „mit Schmutz verklebtes Haar“ bedeutet, angegeben.
Die Scherzfrage besteht aus einer Frage und deren zumeist ironische oder witzige Antwort mit teilweise leicht albernem Charakter. Manchmal werden Wortspiele oder Teile eines Antiwitzes für Scherzfragen verwendet. Sehr bekannt sind Scherzfragen, welche die Frage nach dem Unterschied zwischen zwei Dingen oder Sachverhalten stellen.
Der Verwechslungswitz beschreibt eine Kategorie der Witze, bei welcher der Fokus auf Sacherhalten oder Wörtern liegt, die eine ähnliche oder gleiche Bedeutung vorweisen. Eine gewisse Naivität ist für diese Art von Witzen meist bezeichnend.
Als Antiwitz gelten scherzhafte Erzählungen, die gegen jede Logik mit einem bekannten Witz-Schema spielen und häufig die Pointe als solches völlig missachten. Der Antiwitz verleitet also durch das Fehlen eines Kerns zum Lachen. Sinnlose Aussagen wie „Über den Berg ist es kürzer als zu Fuß“ zählen zu den Antiwitzen.
Witze-Kategorien nach dem Inhalt
- Politischer Witz
- Wissenschaftlicher Witz
- Anglerlatein / Jägerlatein
- Deine-Mutter-Witze
- Chuck-Norris-Witze
- Dummenwitz
Witze-Kategorien – Genres und Subgenres
Zu den Genres und Subgenres von Witzen zählen die sogenannten Dummenwitze, welche unter anderem Ostfriesenwitze, Mantafahrerwitze oder Blondinenwitze beinhalten. Grob kann hier zwischen Witzen über bestimmte Volksgruppen oder Minderheiten, Berufsgruppen und sozialen Gruppen unterschieden werden. Die klassischen „Fritzchen-Witze“ stellen ein eigenes Genre dar, wobei nicht mehr alle Witz-Typen einem einzigen speziellem Genre zugeordnet werden können.
Nach dem Gegenstand, der Thematik oder dem Motiv einer künstlerischen Gestaltung findet sich eine Einteilung in mehrere Gruppen von Witzen.
- Absurdes
- Makabres
- Sexuelles/Familiäres
- Gebrechen
- Soziale Gruppen
- Ethnien
- Politisches
- Konfessionelles
Spezifische Witze kultureller und sozialer Gruppierungen
Bestimmte kulturelle, soziale Gruppen mit einer Gemeinsamkeit können ihre eigenen Witze, welche sich nur auf die eine jeweilige Gemeinschaft beziehen, vorweisen. Hierzu zählen unter anderem das Jägerlatein, das Seemannsgarn, das Anglerlatein und die Bauernregeln, sofern sie offensichtlich humorvolle Eigenschaften besitzen.
Das Jägerlatein sowie Anglerlatein und Seemanngarn sind geprägt von übertriebenen Darstellungen und überspitzten Erzählungen. Dies bietet eine solide Grundlage für eine hohe Anzahl an Witzen.
Jägerlatein bezieht sich zumeist auf Größe und Gewicht von erlegtem Wild, Seemannsgarn beschreibt häufig auf dem Fabulieren aufbauende Gespräche von Seeleuten, welche sich bei niederen Arbeiten auf den Schiffen oder im Hafen ihre Zeit damit vertrieben. In jüngerer Zeit erhielt Seemannsgarn eine andere Bedeutung, unglaubwürdige Berichte von Seeleuten über mystische Meeresbewohner oder seltsame Begebenheiten auf See werden heute noch unter dem Begriff zusammengefasst.
Bauernregeln sind zumeist Sprüche über Witterungsbedingungen und ihre Auswirkungen in Reimform. Bauernregeln mit offensichtlich humorvollem Charakter zählen zu den Witzen spezifischer kultureller und sozialer Gemeinschaften.
Neue Witz-Arten
Während die Grundstruktur von klassischen Witz-Typen unter Berücksichtigung rhetorischer Regeln gleich bleibt, entwickeln sich spezielle Witz-Arten weiter und neue Genres sowie Gruppen entstehen. Zu den neueren Arten von humorvollen Erzählungen zählen die „Deine-Mutter-Witze“ und „Chuck-Norris-Witze“.
„Deine-Mutter-Witze“ beschreiben ein internationales Phänomen der Jungendkultur.
Zumeist bestehen diese Witze aus einem Satz, welcher eine bestimmte Person, also augenscheinlich die Mutter des Zuhörers, herabsetzt. Die Herabsetzung ist im Allgemeinen so absurd und übertrieben, dass die eigentliche Beleidigung nicht mehr ernst genommen werden kann.
Häufig beziehen sich „Deine-Mutter-Witze“ auf Fettleibigkeit, Faulheit oder Dummheit. Die Herabsetzung bezieht sich jedoch keinesfalls auf eine reale Person, es soll also nicht tatsächlich die Mutter des Zuhörers beleidigt werden.
„Chuck-Norris-Witze“ sind ein Teil der jugendlichen Netzkultur und zählen zu den Internetphänomenen. Sie weisen einen stetigen Bezug zum Schauspieler und Kampfsportler Chuck Norris auf. Dessen Stärke und Männlichkeit, oder die Stärke und Männlichkeit seiner gespielten Rollen, werden in diesen Witzen übertrieben dargestellt und auf ironische Weise verspottet.
Im Jahr 2005 traten die humorvollen Sprüche in Chatrooms und Internetforen auf. Von dort aus verbreiteten sie sich zunächst in englischer Sprache. Mittlerweile existieren „Chuck-Norris-Witze“ auch auf Deutsch.
Wirkung und Zweck
Sinn und Zweck eines Witzes ist vorrangig die Belustigung, Erheiterung oder Aufmunterung eines Publikums, also Lesern oder Zuhörern.
Nach Sigmund Freud dienen Witze der Befriedigung bestimmter Impulse und Triebe des menschlichen Bewusstseins.
Hierzu zählen feindliche Impulse, welche zu Gunsten von moralischen und sozialen Normen verborgen bleiben, der Trieb, über Verbotenes oder Anstößiges zu sprechen sowie der unschuldige Spieltrieb.
Witze dienen also dazu, sich zu befreien, gesellschaftliche Zwänge für einen Moment lang abzulegen, durch humorvolle Darstellung mit Vorurteilen umzugehen und unangenehmen Sachverhalten den Schrecken zu nehmen.
Witze werden zur Aufheiterung erzählt, sie lockern Gesellschaften auf und wirken belustigend.
Verbreitung von Witzen
Die simpelste und wohl auch älteste Art, Witze zu verbreiten, ist die Mundpropaganda. Witze werden unter Freunden oder Kollegen erzählt und so weiter gegeben. Während in früherer Zeit zunächst Witze über Printmedien und später über das Radio und Fernsehen die Öffentlichkeit erreichten, werden heute bestimmte Witz-Arten über soziale Medien im Internet verbreitet.
Kabarettisten und Comedians nutzen klassische Witz-Typen für ihre Performance und entwickeln sie weiter oder verändern sie so, dass sie einen Bezug zur Gegenwart erhalten.
Einige Unterhaltungskünstler spezialisieren sich hierbei auf ein bestimmtes Gerne oder einen bestimmten Typus. Der Comedian Mario Barth nutzt Klischees über Frauen und baut auf diesen seine Programme auf, Cindy aus Marzahn verkörpert selbst eine typische, klischeehafte Figur der heutigen Zeit und stellt diese überspitzt und ironisch dar.
Während bestimmte Witze, vor allem Wortwitze, einem einzigen kulturellem Kreis oder einer Volksgruppe vorbehalten sind, erhalten andere Witz-Typen auch internationale Bekanntheit.
Witze können erzählt werden, um den Zuhörer zu amüsieren, sie können niedergeschrieben in Zeitschriften den Leser zum Lachen animieren und über soziale Netzwerke verbreitet werden. Besonders bei jüngeren Generationen ist das Posten von humorvollen Sprüchen und lustigen Gags auf diversen Plattformen sehr beliebt.