In der Ethnologie wird kolportiert, dass es echten Kannibalismus vermutlich nie gegeben habe. Es sei vielmehr eine Methode, ein Nachbarvolk als wild, gefährlich und unzivilisiert zu denunzieren. Trotzdem ist der Kannibalenwitz eine sehr lebendige Witzform – und noch schlimmer ist es, dass die möglicherweise fiktive Figur mittlerweile zu echtem Kannibalismus führt. Das ist dann weniger witzig. Hier sind die Fantasien anscheinend auf der falschen Seite steckengeblieben.
„Was sagen Kannibalen zu einem Skelett?
Leergut!“
„Was machen Kannibalen aus Medizinern?
Hot Docs!“
„Was ist absolutes Vertrauen?
Wenn zwei Kannibalen Oralsex miteinander haben.“
„Warum essen Kannibalen am liebsten schwangere Frauen?
Wegen der Extraportion Milch und der Kinderüberraschung!“
Ab heute neu im Supermarktregal – Tütensuppen für Kannibalen: Das Gute daran ist die Ute darin.
Der Sohn des Kannibalenhäuptlings kommt in die Missionsschule. Auf dem Arm
hält er ein Baby.
”Fein, dass du deinen kleinen Bruder mitbringst”, freut sich der Missionar.
”Das ist nicht mein Bruder, das ist mein Pausenbrot!”
Unterhalten sich zwei Kannibalen beim Grillen:
“Dreh nicht so schnell, der wird sonst gar nicht richtig knusprig.”
Der andere antwortet:
“Geht nicht! Das ist ein Pole, wenn ich langsamer drehe, dann klaut er die Kohlen!”
Seufzer eines Kannibalen-Kochs:
“Schade, dass wir nie den Beckenbauer fangen, ich hätte Appetit auf Kaiserschmarren!”
Witze über Kannibalen
Nichts gibt einem Witz mehr Würze, als wenn ein Missionar und ein Kannibale aufeinandertreffen. Der eine ist Vertreter einer Weltreligion, Moral und Zivilisation, der andere verkörpert das Unzivilisierte, Ungeschliffene in Reinkultur. Dennoch ist der Menschenfresser in der gespiegelten Witzsituation der Überlegene. Das Opfer kann nur noch durch dumme Fragen oder „famous last words“ in die gefühlt überlegene Position kommen.
Absurde Kontexte, moderne Interpretationen
Eine beliebte Witzform, in der der Kannibale eingebaut wird, ist das Frage-Antwort-Spiel. Absurde Fragen werden mit Antworten gekrönt, die einen Bezug zur zivilisierten Welt darstellen. Ein Skelett ist für einen Kannibalen daher Leergut, ein Rollstuhlfahrer Essen auf Rädern. Solche Kannibalenwitze kann man problemlos in die absurden Witze einreihen. Andere Kannibalenwitze kommen ohne Worte aus. Sie sind Karikaturen. Die elaborierteren Witze zeigen den Kannibalen als durchaus klugen Menschen, der nur die Welt außerhalb der Menschenfresser-Kultur nicht versteht. In Kannibalenwitzen dürfen unsere Moralvorstellung auf den Kopf gestellt und lächerlich gemacht werden. Aus der Sicht eines Kannibalen ist ein Menschenauflauf eben keine Ansammlung von vielen Menschen, sondern eine bestimmte Zubereitungsart.
Figuren aus Absurdistan
Warum der Kannibale die Fantasien der Menschen so beschäftigt, ist klar: Er ist eine Anti-Figur. Er ist sogar eine Schreckensfigur, die morbide Fantasien lostritt und der man besser nicht begegnet. Im Witz wird der Kannibale
- von seiner Gefährlichkeit befreit
- lächerlich gemacht
- mit der sogenannten Zivilisation konfrontiert
- als Überlegener dargestellt
- oder als Kulturschaffender auf das Töten und Essen anderer reduziert.
Alles im Leben eines Witz-Kannibalen dreht sich um das Kochen und Zubereiten von Menschenfleisch. Verkürzungen und einseitige Sichtweisen sind im Witz üblich. Bei erfundenen Witzfiguren darf man sich schamlos der Grenzübertretung und des Tabubruchs schuldig machen, ohne dass es Konsequenzen hätte.