Russenwitze lassen sich im Bereich der Nationenwitze einordnen. Russen sind äußerst trinkfeste, grobschlächtige Menschen, die gerne auf den Tisch hauen, wenn nicht mit ihnen angestoßen wird und dabei ein deutliches sa sdorobje (für die Gesundheit) zu vernehmen ist. Russische Frauen greifen dem Klischee entsprechend gerne zu stark in den Schminktopf und zeigen sich wohl auch beim Gebrauch von Parfüms nicht gerade bescheiden. Mit diesen vermeintlichen Eigenschaften sind sie nicht selten das Opfer von Witzen. Besonders in Polen und den neuen Bundesländern sind Russenwitze beliebt.
Zwei Russlanddeutsche treffen sich in Stuttgart auf dem Schlossplatz. Sagt der eine zum anderen:
“Gefällt es dir in Deutschland?”
“Ja, sehr! Und dir, gefällt es dir nicht?”
“Doch, doch, es gefällt mir schon. Du kannst hier alles kaufen, hast eine warme Wohnung, hast Arbeit, das ist ja alles schön und gut. Nur eines gefällt mir nicht! Es ist alles mit Zement zubetoniert. Überall, wo du hinschaust, ist Beton und nochmals Beton. Bei uns in Russland, die weit wogenden Weizenfelder, die herrlich blühenden Sonnenblumen, die unendliche Ebene, das alles vermisse ich hier in Deutschland. Jetzt ist es viel besser in Russland geworden, das kannst du in allen Zeitungen lesen.”
“Du weißt doch, wie die Kommunisten mit der Wahrheit umgehen. Das ist doch nur Propaganda. Ich mache dir einen Vorschlag: wir ziehen Stöckchen und wer das Kürzere erwischt, der geht nach Russland. Wenn alles so ist, wie in den Zeitungen steht, dann schreibt er nach einem Jahr einen Brief, und zwar mit blauer Tinte. Wenn es aber nicht wahr ist, dann ist der Brief mit grüner Tinte geschrieben.” Sie zogen nun Stöckchen, und der, der das Kürzere erwischte, ging zurück nach Russland. Nach einem Jahr kam ein Brief. Er riss den Brief auf und sah, dass der Brief mit blauer Tinte geschrieben war. Er fing an zu lesen: “Als ich nach Russland kam, wurde ich mit Musik empfangen, ich habe eine gut bezahlte Arbeit bekommen, habe ein Haus mit Schwimmbad am Schwarzen Meer. Du kannst in Russland alles kaufen… nur keine grüne Tinte!”
Leichathletik-Länderkampf zwischen Rußland und den USA. Im 100-Meter-Lauf gewinnt der Amerikaner ganz klar vor dem Russen.
Übertragung auf Radio Moskau: “Unser Mann wird stolzer Zweiter, der Amerikaner wird mit Mühe Vorletzter.”
Ein neuer BND-Agent wird nach Rußland geschmuggelt. Dort angekommen, geht er in eine Kneipe, bestellt sich einen Wodka und kippt ihn runter wie nichts.
Darauf der Wirt: “Du kannst trinken wie ein Russe, aber du bist keiner.”
Da schnappt sich der Agent eine Balalaika und spielt wie ein junger Gott.
Sagt der Wirt: “Du spielst wie ein Russe, aber du bist keiner.”
Da fängt der Agent an zu tanzen.
“Du tanzt wie einer aus dem Bolschoi-Ballett. Aber du bist kein Russe.”
Fragt der BND-Agent den Wirt, woher er das wüßte.
Antwort: “Es gibt keine Schwarzen in Rußland…”
Russenwitze in der DDR
Die russische Armee war in den ersten Jahren der DDR sehr präsent. Später wurden Russen die „sowjetischen Freunde“ genannt. Eine Bezeichnung, die vonseiten des Staates ernst gemeint war und über die sich die Bevölkerung auch in Form von Witzen lustig zu machen pflegte.
Eine häufige Form des Russenwitzes stellten die Fragen an den Radiosender Eriwan oder Jerewan dar. Die Witze beinhalteten stets eine Frage eines Hörers und die Antwort des fiktiven Senders. Es wurden die Mangelwirtschaft und der Sozialismus angeprangert. Diese Sorte Witz war aus der russischen Zeitschrift „Sputnik“ adaptiert und wurde in vielen Varianten sowohl in der DDR als auch in der BRD erzählt.
Russenwitze zur Wende
Nach 1990 kursierten in Russland eine Menge Witze über die sogenannten Neu-Russen. Gemeint sind damit Leute, die in Russland auf teilweise undurchsichtige Weise zu schnellem Reichtum gekommen waren. Arroganz und ein Mangel an Allgemeinbildung kennzeichneten ihn. Vor allem trafen die Witze über Russen aber die Regierung und ihre Chefs oft im Zusammenhang mit den Regierungen anderer Länder namentlich der Bundesregierung und der Regierung der USA. Auch hier wurde der Alkoholismus als spezifisch russisches Problem thematisiert. Zwei Themen kamen besonders häufig und in verschiedenen Varianten vor:
- die russische Armee hat das Gebiet der DDR endlich verlassen
- die überwundenen Staatsform als Maßstab der Kritik an demokratischen Staaten und am Kapitalismus
Die Darstellung der Russen in den Witzen im Ausland
Die Auflösung der Sowjetunion und der Autoritätsverlust der russischen Regierung zum Beispiel in den Ländern des Balkans wurden von den Menschen in den Nachbarländern mit Erleichterung registriert. Was durch die autoritäre Art der Meinungsbildung in Nationen mit ehemals sowjetischer Regierung nur hinter vorgehaltener Hand und unter Vertrauten möglich war, konnte nun offen praktiziert werden: der Witz über Russen. Typisch für viele Russenwitze in Deutschland ist zum Beispiel die Nachahmung der vermeintlichen grammatikalischen Besonderheiten Deutsch sprechender Russen. Dazu gehört der ausschließliche Gebrauch der Verben im Imperativ.
Und worüber lachen die Menschen in Rußland?
Sehr verbreitet sind in Russland die Blondinenwitze. Zwar handelt es sich nicht um ihr Ursprungsland, sie wurden aber ins Russische übertragen. Neben den immer noch sehr verbreiteten politischen Witzen sind in Russland auch Witze über Neue Medien, Computer und Fußball beliebt.